Bürger schaffen Wissen – gute Gewässerqualität am Elbertbach

Pestizide und deren Abbauprodukte sowie Düngemittel  gelangen mit dem Regen in den Wasserkreislauf, zunächst  in die kleinen Bäche. Dort beeinflussen sie die Lebensgemeinschaft der Bachlebewesen, da sie bestimmte Tierarten besonders schwer schädigen. Mit den Folgen des Klimawandels, wenig Wasser, höheren Wassertemperaturen und der Konzentration von Schadstoffen verschärfen sich die Probleme, insbesondere an begradigten Bächen.

 

Bürger schaffen Wissen in sogenannten Citizen-Science-Projekten wie „FLOW“. „FLOW“ wird wissenschaftlich durch das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ, Leipzig) begleitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Mithilfe von chemischen und biologischen Untersuchungen beobachten Bürger unter Anleitung geschulter Gruppenleiterinnen wie Eva Molsberger-Lange bundesweit die Gewässerqualität und ermöglichen einen Überblick über die Belastungssituation.

 

In Holler entnahm Eva Molsberger-Lange am Elbertbach 20 Proben an unterschiedlichen Untersuchungsorten. Unterstützung für die Untersuchung hatte sie durch  7 Erwachsene und 25 aktive Kinder der NABU-Naturschutzjugend (NAJU) Unterwesterwald, die in zwei Gruppen fleißig mit anpackten. In sorgfältiger Detektivarbeit erforschten die „Bürgerwissenschaftler“ den Inhalt von zwei großen, gut gefüllten Eimern. Die Natur- und Umweltschützer schrubbten Steine ab, durchsuchten das Bachwasser schalenweise nach Stein- oder Eintagsfliegen sowie weiteren Tieren und sortierten sie nach Ordnungen. Dabei entdeckten sie unter dem Binokular, unter Anleitung von Ernst Hohmann, besondere Lebewesen der schnellfließenden Wasserwelt.

 

Unter vielen Steinen fanden sich schwarze, schleimige Klümpchen, die mithilfe der Vergrößerung als Strudelwürmer mit Öhrchen (Dugesia gonocephala) erkennbar wurden, die die jungen Forscher scheinbar aus ihren Augen anschielten. Andere Tiere, die Köcherfliegenlarven, bauen sich einen Köcher aus Steinen oder Ästchen um sich zu tarnen und nicht mit dem Wasser davongetrieben zu werden. Die Tiere kamen bei genauer Betrachtung zum Vorschein, einige Köcher waren schon leer, die Köcherfliegen bereits geschlüpft. Kristin Moldwan kümmerte sich zusammen mit ihren beiden Kindern um die chemische Untersuchung. Glücklicherweise gaben alle Parameter Entwarnung und bestätigten den guten Eindruck der biologischen Auswertung.

 

Zwischendurch blieb den NAJU-Kindern Zeit mit Ihren Betreuerinnen Beate Clos, Katharina Hutgens, Cheyenna Struck und Michaela Teusch eigenständig nach Tieren im Bach zu suchen. „Schau mal was da unter dem Stein kriecht! Guck, was ich am Bachgrund gefunden habe!“ Höhepunkt war am Nachmittag das Schlüpfen einer Eintagsfliege vor den Augen der Naturschützer. Ein Tag bleibt ihr, um die Flügel zu nutzen, sich zu verpaaren und Eier in den nächsten Bach zu legen.

 

Eva Molsberger-Lange ist seit Jahren engagiert tätig und bietet vielen Interessierten die Gelegenheit sich forschend für den Natur- und Umweltschutz zu engagieren. Ihr gilt ein herzlicher Dank für die tolle Organisation, interessante Anregungen und klare Anleitungen.