
Gerade hat der Ultraschalldetektor angeschlagen, viele Scheinwerfer suchen den Waldrand ab. “ Da fliegt eine Fledermaus“, ruft eine Kinderstimme, schon ist sie im Dunkel des Waldes verschwunden.
Fledermäuse benötigen kein Licht bei der Suche nach Nachtfaltern. Der Nahrungsbedarf von Fledermäusen ist hoch, etwa 3000 – 4000 Zuckmücken muss beispielsweise ein Wasserfledermausweibchen pro Nacht fangen, eine erstaunliche Zahl.
Beim vorausgehenden Vortrag von Stefan Eschenauer lernen 51 Naturinteressierte, über die Hälfte Kinder und Jugendliche, die faszinierenden Fledermäuse und ihre Welt kennen. Der Naturparkreferent kennt die Fledermäuse aus seiner Arbeit im Naturpark Nassau und im b-05. In Kamp-Bornhofen leben in einer Wochenstube des Großen Mausohrs ca. 2.000 Fledermausmütter mit ihren Jungen. Sie ist eine der größten bekannten Wochenstuben, erklärt Eschenauer. Wenn diese gesäubert wird, fallen große Mengen an „Guano“ an. Der wird als hervorragender Naturdünger von einem Biolandwirt auf seinem Weinberg genutzt.
Die kleinen Naturforscher im Publikum waren beeindruckt von der ungewöhnlichen Lebensweise. Bei ihren Nachfragen zeigten sie lebhaftes Interesse und großes Vorwissen. „Durch Echoortung mit Ultraschall finden Fledermäuse ihre Beute“. Eschenauer präzisierte: „Die Kleine Hufeisennase beispielsweise, die früher sehr häufig bei uns war und heute gar nicht mehr vorkommt, stößt im Gegensatz zu vielen anderen heimischen Arten für uns unhörbare Laute mit der Nase und nicht mit dem Mund aus. Ihre Ohren empfangen dann ein klares Hörbild von der Umgebung, die die Laute zurückwirft.“ So lassen sich auch kleine Spinnen und Insekten im Flug erbeuten.
Von den 22 Fledermausarten, die in Rheinland Pfalz vorkommen, leben 21 im Bereich des Naturparks Nassau. Auch im b-05 wurden bisher einige Fledermausarten nachgewiesen. Nicht verwunderlich, bietet das Gelände rund um die Bunker mit seinen Offenlandbiotopen und artenreichen Wäldern geeignete Jagdhabitate. Zwei dieser Bunker wurden zu Fledermausquartieren umgestaltet, diese werden bereits seit einigen Jahren von Zwergfledermäusen, Braunen Langohren und einmalig auch von einer Teichfledermaus (zweiter Nachweis im Naturpark und im Westerwald überhaupt!) zum Überwintern genutzt.
Der Gang durchs Gelände führt zunächst zu den zukünftigen Winterquartieren. In einem Bunker finden sich zahlreiche Tagpfauenaugen, die sich dort vor Feinden und der kühlen Nacht verstecken. Die an der Decke angebrachten Fledermauskästen, sind derzeit zwar unbesetzt, aber der Winter lässt ja nicht mehr lange auf sich warten. Ende August ist die Jungenaufzucht geschafft, Fledermäuse haben meist nur ein Junges. Die Paarungszeit mit der Befruchtung liegt noch vor dem Winterschlaf. Die Weibchen treffen auf der Suche nach Winterquartieren auf die Männchen, die den Sommer ohne Partnerin und Kinder verbracht haben. Deshalb finden Fledermausexkursionen in der Regel Ende August statt.
Leider nimmt auch im Bereich des Naturparks Nassau die Zahl einiger Fledermausarten ab. Statistiken, die die Zählungen aus vielen Jahren zusammenfassen, zeigen den negativen Trend. Wie wichtig, dass das Verständnis über die Vernetzung in der Natur und die Verbindung zum menschlichen Handeln geschärft wird. Die interessante Veranstaltung zeigt viele gute Gründe, die geschickten Nachtjäger wirksamer zu schützen. Sie fand in Kooperation mit der NABU-Ortgruppe Montabaur statt, die durch die Vorstände Johannes Zühlke und Bernhard Kloft vertreten war. Weitere Kooperationspartner sind b-05 Kunst-Kultur-Natur e. V. sowie die Will und Liselott Masgeik Stiftung.
Fotos 1,2,4: Ute Klapthor
Foto3, Bunker mit Braunem Langohr: Stefan Eschenauer